Unerlässlich für die Demokratie - Lebende Bücher in der Stadtbibliothek
Das wichtige Thema der Demokratie für Jung und Alt lebendig werden zu lassen - das war die Intention einer Veranstaltung, die am 10.10.2023 in der StadtBibliothek Koblenz stattfand. Unter dem Titel „Unerlässlich für die Demokratie - Begegnungen und Gespräche“ hatte die Bibliothek Vertreter:innen verschiedener Berufsgruppen eingeladen, die für eine gelingende Demokratie als unerlässlich gelten: Polizei, Justiz, Hochschule, Journalismus, Literatur und Kommunalpolitik waren vertreten. Und fast 100 Schüler:innen und ihre Lehrkräfte aus verschiedenen Schulen kamen, um mit diesen Personen ins Gespräch zu kommen.
In ihren Begrüßungsworten betonte Dr. Margit Theis-Scholz, Dezernentin für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz, die Bedeutung einer demokratischen Gesellschaft. „Wir nehmen die Demokratie oft als selbstverständlich wahr. Aber gerade in jüngerer Zeit werden wir immer öfter daran erinnert, dass sie das nicht ist. Umso wichtiger sind solche Projekte, die uns den Wert der Demokratie in Erinnerung rufen.“
Das gewählte Veranstaltungsformat der „Lebende Bücher“ beruht auf dem Prinzip, dass nicht nur Medien, sondern auch Menschen in der Bibliothek „ausgeliehen“ werden können. Für die Dauer der „Ausleihe“ setzt man sich zu 30-minütigen Gesprächen in wechselnden Gruppen zusammen. So erhalten Personen und Berufe, die Jugendliche sonst nicht ohne weiteres kennen lernen können, ein Gesicht.
Die von den Teilnehmenden gestellten Fragen zielten einerseits auf Berufsleben, Ausbildungswege und Einblicke in den Arbeitsalltag ab, andererseits ging es um die Besonderheiten in einer Demokratie und die Bedeutung des Berufs in diesem Kontext. Was kennzeichnet zum Beispiel die Polizeiarbeit in der Demokratie unter dem Prinzip der Gewaltenteilung? Das war vielen Jugendlichen nicht bewusst, und die „Lebenden Bücher“ erhielten die Möglichkeit, mit Vorurteilen zu ihrem Beruf aufzuräumen.
„Wenn wir heute sechs Berufsgruppen präsentieren, die wir als unerlässlich für die Demokratie bezeichnen, heißt das nicht, dass die Liste damit abgeschlossen ist“, sagte Dr. Nina Mahrt, Mitarbeiterin der Stadtbibliothek, in der Einleitung. Daher waren die Teilnehmenden dazu eingeladen, weitere Gruppen zu benennen, die sie ebenfalls für wichtig halten. Zu den Vorschlägen der Jugendlichen zeichnete der Cartoonist Tom Fiedler ein beeindruckendes Tableau, das derzeit in den Räumen der Zentralbibliothek zu sehen ist.
Am Abend wurde das Thema Demokratie durch eine besondere Lebensgeschichte in einer öffentlichen Lesung noch einmal anders beleuchtet. Elke Schlegel stellte ihr Buch „5 Monate und 24 Tage“ vor. In dieser Autobiographie erzählt die Koblenzerin vom Aufwachsen in der DDR und von ihrem langen Weg in die Bundesrepublik. Fast ein halbes Jahr war sie in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert, bis sie durch die Bundesrepublik freigekauft wurde. Elke Schlegel ist oft als Zeitzeugin in Schulen zu Gast und erzählt von ihren Erlebnissen im Untersuchungsgefängnis und im Frauenzuchthaus. In der Bibliothek stand sie für Fragen bereit, die zahlreich aus dem interessierten Publikum kamen.
„Das große Interesse der Schulen und des Publikums zeigt, wie wichtig solche bildungspolitischen Veranstaltungen sind. Das ist ein Auftrag an uns zur Fortsetzung der „Lebenden Bücher“ im nächsten Jahr“, sagte Susanne Ott, Direktorin der StadtBibliothek Koblenz. Beide Veranstaltungen waren Teil des Programms rund um das Jubiläum „75 Jahre Rittersturzkonferenz“.
Die „Lebenden Bücher“ waren: Vito Contento (Kommunalpolitik), Ernst Heimes (Schriftsteller), Prof. Dr. Kathrin Klein-Zimmer und Prof. Dr. Agnieszka Maluga (beide Hochschule Koblenz), Pascal Maßmann (Polizei), Christina Nover (SWR) Valeska Strauß (Landgericht).
Text & Bilder: Stadtbibliothek Koblenz